18
Jan
2013

Die “Konservativen” und die “Neuerer” in der Palaiologenzeit - Georgi Kapriev

Die durch das „Desaster von 1204“2 hervorgebrachte Evidenz des Auseinanderfalls der christlichen Ökumene forderte die Stiftung von kulturellen Kompensationsmechanismen. Die Plünderung und Schändung von Konstantinopel im April 1204 durch die lateinischen Truppen des vierten Kreuzzuges stellte mit endgültiger Schärfe die Frage nach der Umdeutung der Idee von der universellen christlichen Kulturwelt. Byzanz sagte sich eigentlich nie von dem römischen Ideal eines Weltimperiums los, das unumgänglich als christlich fundiert konzipiert wurde. Die bis zum Ende vertretene selbstgefällige Behauptung, dass der byzantinische Kaiser zumindest nominell immer noch das Haupt der ganzen christlichen Welt sei, steht im krassen Gegensatz zum tatsächlichen Zerfall der von einem Kaiser und einem (der Würde nach ersten) Patriarchen verwalteten Ökumene. Nach 1204 repräsentierte das Reich politisch nicht mehr den Osten schlechthin, sondern wurde vielmehr zu einem Regionalstaat, indem es immer mehr auf ethnisch griechisch dominierte Territorien reduziert wurde. Am Ende des 14. Jahrhunderts bestand schließlich das byzantinische Imperium aus Konstantinopel selbst sowie aus einigen Seehäfen an der Balkan-Küste, einigen Insel im Ägäischen Meer und der Peloponnes. Vor diesem Hintergrund etablierte sich eine Tendenz, die spätestens seit Anfang des 13. Jahrhunderts auf den Plan getreten war. Es handelt sich um die Anfänge des griechischen bzw. hellenischen Kulturpatriotismus.
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georgipetkov - 18. Jan, 11:46

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Zuletzt aktualisiert: 18. Jan, 11:46

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